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Thursday, July 21, 2011

Bright Eyes Germany / January 2004

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Interview vom 05.01.2004
Besoffen auf dem Klo

Die Finnen von MOONSORROW dürften vielen von euch durch ihren superben Breitwand-Viking-Sound ein Begriff sein. Vor kurzem wurde ihr Debüt „Suden Uni“ mit veränderten Artwok, einem musikalischen Bonustrack und einigen Video-Aufnahmen (die der Promo-Scheibe nicht beilagen) wieder veröffentlicht. Auch wenn ich der fast einstündigen Scheibe gerne 11 Augen spendiert habe - warum, weshalb und wieso ein knapp 3 Jahre altes Album kurz vor Weihnachten 2003 wieder veröffentlicht werden muss, beantwortete mir Marko Tarvonen, Drummer und 12-Saiten-Artist, der auch für Backing-Vocals sorgt. Auf „Suden Uni“ firmierte er noch als „Baron Tervonen“ im Line-up. Leider war das Interview mit Marko nur per E-Mail möglich und er hielt sich auch finnisch kurz und knapp. Bisweilen entbehrten seine Antworten auch nicht eines gewissen Sarkasmus… - aber lest selbst.

Warum und wann habt ihr euch entschieden, „Suden Uni“ wieder zu veröffentlichen? Ein Album, das gerade mal 3 Jahre alt ist. Wurde es nicht mehr nachgepresst oder war es das übliche „öffentliche Verlangen“, das die Wiederveröffentlichung bedingte?

„Ja, es wurde schon lange nicht mehr nachgepresst. Außerdem hat unser jetziges Label Spinefarm die Masterbänder vom damaligen Label Plasmatica gekauft und mit Bonus-Material und einem neuen Artwork neu veröffentlicht.“

Macht es eigentlich Sinn, in einem gewissen Rhythmus (2001 und 2003) immer gleich 2 Scheiben im Jahr zu veröffentlichen?

„Na ja, da muss ich einhaken. „Suden Uni“ wurde bereits im Februar 2000 aufgenommen und erst im März 2001 veröffentlicht – da war das Album also ein Jahr alt als, als es herauskam. Wir hatten zu dem Zeitpunkt bereits das „Voimasta ja Kunniasta“-Album komplett fertig geschrieben, das dann auf Wunsch von Spinefarm später in diesem Jahr veröffentlicht wurde.“

Was erhofft ihr euch überhaupt kommerziell? Nach dem Release von „Voimasta ja Kunniasta“ hieß es, dass ihr vom Erfolg „geschockt“ gewesen seid?!

„Wir erwarten nichts, außer dass die Alben in vielen Ländern erhältlich sind, weil wir in fast jedem Land dieser Welt Fans haben. Wir verdienen kaum Geld mit der Band – aber das war auch nie ein Grund, dass wir MOONSORROW am Laufen haben.“

Ihr spielt eine Art Epic Pagan Metal. Welche Zutat ist die wichtigste bei MOONSOORROW? Die epische, die paganische oder die metallische Seite? Und jetzt sag bitte nicht, es sei eine Kombination aus allen….

„Ich denke, es ist die metallische Seite, schließlich ist MOONSORROW eine Metal-Band, ha!“

Und warum habt ihr auf neuen Veröffentlichungen die Blastbeat-Parts herausgelassen, wie ihr sie zum Beispiel noch auf „Ukkosenjumalan Poika“ oder „Kylän Pääsa“ gehabt habt?

„Auf dem nächsten Album wird es sie wieder geben. Macht euch auf ein verdammt aggressives Scheibchen gefasst!“

Woher nehmt ihr eure Inspiration für eure Musik? Kommt sie einfach aus euch heraus oder braucht ihr eine bestimmte Stimmung um neue Songs und Melodien zu schreiben?

„Ich habe meine besten Stimmungen Musik zu schrieben, wenn ich auf dem Klo sitze. Sitzen und scheißen, haha.“

Okay, wirklich beschissen kann man die Musik beim besten Willen nicht nennen, aber welchen geistigen und gefühlsmäßigen Zustand empfiehlst du, um den einzigartigen Sound von MOONSORROW zu genießen?

„Besoffen. Immer besoffen….“

Wenn ich “Suden Uni”, euer erstes Album, mit „Kivenkantaja“, der letzten Scheibe, vergleiche, stelle ich fest, dass ihr einige der rauen Einflüsse verloren habt. Geschah das absichtlich oder war das die übliche „natürliche Entwicklung“?

„Unser „Kivenkantaja“ ist so geworden, wie es werden musste. Es gab keine Absicht dahinter oder sonst was. Das nächste MOONSOOROW-Album wird aber das hässlichste überhaupt!“

Wie wichtig sind für euch die finnischen Texte? Beabsichtigt ihr, damit eine noch tiefer gehende Atmosphäre zu kreieren?

„Das Finnische ist verflixt wichtig bei MOONSORROW. Wir sind eine „nationale“ Truppe – und das versteh bitte jetzt nicht falsch! Das hat absolut nichts mit rassistischen Gesichtspunkten zu tun. Damit wollen wir einfach unser Konzept untermalen. Wenn wir die Sachen auf Englisch singen würden, könnten wir nicht dieselbe Verbundenheit zum Ausdruck bringen.“


Hat euer paganischer/heidnischer Glaube eine tiefere Bedeutung für die Bandmitglieder von MOONSORROW oder ist das nur ein Anhängsel, das einfach in das Konzept von MOONSORROW „passt“?

„Nicht alle von uns sind so genannte „Heiden“. Einige von uns halten es mit dem alten, überlieferten Glauben, einige sind einfach Antichristen. Ich zum Beispiel bin überhaupt nicht religiös. Ich lebe nur mein Leben. Tag für Tag…“

Wieviel von eurem persönlichen Glauben kann man in den Texten und Aussagen von euch entdecken. Oder schreibt ihr nur Geschichten alter Sagen und Legenden, die sich irgendwie um heidnische Mythen ranken?

„Diese Frage sollte eher Ville (Ville Seponpoika Sorvali, Sänger und Basser – d. Verf.) beantworten, aber ich kann dir zumindest sagen, dass die meisten Geschichten – oder Gedichte wenn du magst – von unserem kulturellen Erbe und dem alten heidnischen Lebensstil handeln.“

Kannst du deinen Glauben dennoch in einen einzigen Satz fassen?

„Wie ich gerade ausgeführt habe, bin ich keine religiöse Person. Ich glaube an mich und daran, was ich tue.“

Wie man auf eurer Homepage (www.moonsorrow.cjb.net) lesen kann, habt ihr auf der ganzen Welt Fans, auch in den Vereinigten Staaten und sogar in Argentinien. Wollt ihr auch diese Fans mit einer Message erreichen oder reicht es euch aus, ihnen eine gute Zeit zu bereiten?

„Irgendwie beides. Ich sehe es eher so, dass wir finnisches Kulturgut mittels Unterhaltung verbreiten.“

Was ist für MOONSORROW wichtiger – Fortschritt oder Beständigkeit?

„Ich denke Fortschritt, schließlich wollen wir nicht dasselbe Album zweimal aufnehmen.“

Die Musik von MOONSORROW hat viele Elemente epischer Soundtracks. Könnt ihr euch vorstellen, mal Filmmusik zu schreiben? Und wenn ja, für welchen Film wäre das?

„Wir haben schon darüber diskutiert, einmal ein Konzeptalbum mit nur einem einzigen Song zu schreiben. Aber ich denke, das würden wir nur für das allerletzte Album machen. Das ist ziemlich riskant, denn es könnte ziemlich scheiße ausfallen, oder es würde das bombastischste und epischste MOONSORROW-Album überhaupt. Na ja, wir werden sehen….“

Ich hoffe, wir werden noch einiges von MOONSORROW zu hören bekommen! Wenn ihr die Möglichkeit hättet, zu wählen, weiter unter dem Banner von MOONSORROW Platten zu veröffentlichen oder die Zeit und die Metal-Geschichte zurück zu drehen und ein Scheibchen namens „Hammerheart“ unter eurem Namen zu veröffentlichen, was würdet ihr wählen? Weiter eigene Songs schreiben oder an einem ewigen Epos knabbern? Also, ich persönlich würde lieber weitere Songs wie auf „Suden Uni“ oder „Voimasta…“ hören.

„Ich würde keine weiteren kurzen Songs schreiben. Es muss episch bleiben! Wir werden einiges an Reaktionen, die wir auf die früheren Alben bekommen haben, auf der neuen Scheibe umsetzen.“

Wie funktioniert die epische und bombastische Musik von MOONSORROW live on Stage? Tobt ihr auf der Bühne herum wie wildgewordene Grindcore-Hengste oder seid ihr eher der Typ Musiker, der nur in sein Spiel versunken ist und sich auf sein Instrument konzentriert? Ich frage deshalb, weil ich das DVD-Bonusmaterial (Videos eines Live-Gigs) auf der Wiederveröffentlichung von „Suden Uni“ nicht zur Verfügung hatte.

„Wir spielen nur unseren Scheiß, in Schweiß und Blut gebadet und bangen uns die Köpfe von den Schultern. Wir spielen loud and proud!“


Jetzt noch zu einem Thema abseits der Musik – dein Sport-Tipp 2004: Wird Kimi Räikkönen in diesem Jahr endlich in der Lage sein, Michael Schumacher zu schlagen?

„Ich denke, es ist an der Zeit, dass er dieses Jahr den Titel holt.“

Welche Probleme hat euer Lead-Klampfer Mitja eigentlich mit deutschem Schlager? Wenn ich den Eintrag in der Homepage anschaue, scheint es, als möge er diese Musik nicht besonders…..

„Tja, Mitja hat so einige Probleme, die wir nicht mal kennen wollen. Er ist halt ein Lunatic!“

Ihr seid ja alle hübsch jung und zwischen 23 und 25. Welche Schlagzeile willst du denn an deinem 30. Geburtstag lesen?

„Irgendwas Nettes.”

Wie würde ein Song klingen, wenn ihr statt “Drinking Music” – wie der Bonus auf “Suden Uni” mal “Musik zum Ficken” macht? Möglicherweise für den Re-Release von „Kivenkantaja“ in 2006 (Anm.: das Album erschien 2003)?

„Ha! Es würde wie epischer Porno Funk klingen! Ich hoffe, dass wir so etwas nie machen werden!”

Last but not least – kannst du mir 3 Bands nennen, die jeweils ein „Moon“ bzw. ein „Sorrow“ im Bandnamen aufweisen?

„Nein, kann ich nicht. Moonspell, Moonfog Prophet (finnische Prog-Band)….“

Na schön. Nach dem Dank, dass Marko sich die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten, gab er mir als Allerletztes mit auf den Weg, dass die Band hofft, bald mal auch in Deutschland aufzuspielen. Darüber könnten wir uns wirklich freuen, denn MOONSORROW vereinen Härte und Epik wie wenige Bands seit „Hammerheart“. Ich tauche ab in die Klangkaskaden von „Suden Uni“ und verbleibe mit einer kühlen Flasche Augustiner mit dem letzten Wort, das mir Marko übermittelte:

„Cheers“.

Oliver Vollmer

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